Digitaler Börsenbrief September 2023
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Digitaler Börsenbrief

Der Börsenhaiden SEPTEMBER 2023

Liebe Börsen- und Wirtschaftsinteressierte,

herzlich Willkommen bei der 5. Ausgabe des digitalen Börsenbriefs.

Was hat sich im vergangenen Monat getan? Der August war doch ereignisreicher als ursprünglich angenommen.

Neben den rückläufigen Aktienmärkten, wobei insbesondere Tech-Werte abverkauft wurden, hat auch den Bitcoin samt seinen Altcoins den Seitwärtstrend nach unten gebrochen.

Aber der Reihe nach.

Beginnen wir einmal traditionsgemäß mit dem Marktüberblick.

Bestandsaufnahme

Wir starten mit einer kurzen Bestandsaufnahme. Erklärungen und allfällige Reaktionen folgen im Laufe des Videos.

Gegenüber dem Vormonat haben v. a. die Kryptowährungen an Wert eingebüßt. Bitcoin hat sich um knapp 11% erleichtert, Ethereum um ca. 12%.

Die globalen Aktienmärkte haben im Monatsvergleich ebenfalls korrigiert, wobei sich der amerikanische S&P 500 noch am besten gehalten hat, der chinesische Hang-Seng-Aktienindex die höchsten Einbußen hinnehmen musste.

Die Anleiherenditen sind leicht gestiegen, wogegen der Goldpreis leicht korrigierte.

Kurzum: Die Marktlage ist angespannt und befindet sich in einer Richtungsfindung.

 

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Analyse

    Was hat sich im vergangenen Monat getan?

    China – Immobilienkrise

    In China ist die Immobilienkrise wieder aufgeflammt.

    Zwei Jahre nachdem der Immobilienriese China Evergrande ins Schlingern geriet, droht nun einem der größten noch verbliebenen Immobilienentwickler, Country Garden, ein ähnliches Schicksal.

    Die auf Immobilien in kleineren Städten spezialisierte Country Garden war Ende des vergangenen Jahres mit umgerechnet 194 Milliarden Dollar verschuldet und hatte Mitte August für das erste Halbjahr einen Verlust von bis zu 55 Milliarden Yuan (7,6 Milliarden Dollar) angekündigt.

    Diesbezüglich beteuerte Country Garden, die Risiken von Projekten in weniger bedeutenden Städten Chinas unterschätzt zu haben.

    Country Garden rechnet für das erste Halbjahr angesichts der Krise im Immobiliensektor mit einem Verlust von umgerechnet 7,6 Milliarden Dollar.

    Das erste Alarmzeichen war, dass Country Garden einer Dollar-Kuponzahlung auf eine ihrer Anleiheemissionen in Höhe von 22 Millionen Dollar nicht nachgekommen ist bzw. nicht konnte.

    Um den Ausverkauf der Anleihen zu stoppen, hat Country Garden den Handel mit seinen Anleihen aussetzen lassen, zur Sicherheit auch gleich mit einem Teil der in Yuan notieren Anleihen.

    Außerdem stellt sich die Frage: Wenn Country Garden wackelt, sieht es dann bei kleineren Entwickler nicht noch viel kritischer aus?

    Als ob das noch nicht schlimm genug wäre, kam fast zeitgleich die Schattenbank  Zhongrong in Zahlungsschwierigkeiten.

    Die Firma verwaltetet sogenannte Trust-Products, in China nicht unübliche Anlagevehikel, im Wert von 780 Milliarden Yuan, rund 100 Milliarden Euro. Die Produkte locken Anleger mit hohen Zinsen. Analysten warnen seit langem, dass diese Trust-Products teilweise betrügerisch sind.

    Boardsekretär Wang Quiang teilte den Anlegern bei einem Treffen Mitte August lapidar mit, dass Zhongrong am 8. August Zahlungen für eine Reihe von Produkten versäumt habe und auch keinen unmittelbaren Plan habe, die Zahlungen zu leisten, da die vorhandene Liquidität „unerwartet“ versiegt sei und kurzfristige Schuldenzahlungen nicht erfüllt werden können.

    Die zögerliche Reaktion der Regierung tut ihr übriges zur Verschärfung der Krise. Immerhin steht die Immobilienbranche in China für knapp ein Viertel der Wirtschaftsleistung.

    Auch wenn ein Überschwappen der finanziellen Probleme Chinas, aufgrund der Isolierung des eigenen Finanzsystems vor den internationalen Finanzmärkten, auf die Welt unwahrscheinlich erscheint, der fehlende Konjunkturimpuls aus China wird die Weltwirtschaft trotzdem treffen.

    Bitcoin – Flash Crash

    Auweh! Nachdem der Bitcoin-Kurs wochenlang zwischen 29.000 und 30.000 USD seitwärts gependelt war, kam es Mitte August zu einem heftigen, zweistelligen Kurseinbruch.

    In einem Flash-Crash fiel der BTC zeitweise in Richtung 25.000 USD-Marke, die zweitgrößte Kryptowährung Ethereum fiel ebenfalls im zweistelligen Prozentbereich.

    Über die Gründe wurde und wird heftig spekuliert. Ein möglicher Auslöser dürfte die Meldung sein, dass SpaceX, das Weltraum-Unternehmen von Elon Musk, seinen gesamten Bitcoin-Bestand verkauft hat.

    Anyway, die Attraktivität von Risiko-Assets schwindet, zumal die globalen Anleiherenditen Mehrjahreshöchststände erreichten und immer mehr zu einer lukrativen Alternative zu Sachwerten und Edelmetallen werden.

    Jedenfalls könnten bei einem Durchbruch unter die 25.000 USD-Marke endgültig die Bären das Ruder übernehmen und den BTC noch weiter auf Talfahrt schicken.

    Ein gewisse Unterstützung könnte kurzfristig derzeit nur die Zulassung des von Black-Rock geplanten Spot-BTC-ETF bringen, im Angesicht der negativen Haltung des Security and Exchange Commission Chef Gary Gensler gegenüber Krypto-Assets ist jedoch zu befürchten, dass dieser eine Genehmigung so lange wie möglich hinauszögern wird.

    Also, Abwarten und Tee trinken und v. a. nicht die Nerven verlieren BTC ist gekommen um zu bleiben.

    Jackson Hole

    Jackson „what“? werden sich die Meisten von euch fragen.  Tatsächlich handelt es sich bei Jackson Hole um ein beschauliches 11.000 Seelen Örtchen, in einer Einöde des US -Bundestaates Wyoming, inmitten der Rocky Mountains, bekannt für seine Nationalparks und den Wintersport. ⛷️ 🏂 🏔️

    Normalerweise würde niemand besondere Notiz von diesem Ort nehmen, wenn dort nicht alljährlich ein Treffen der wichtigsten Notenbanker der Welt stattfinden würde, selbstredend unter der Schirmherrschaft der USA und seines derzeitigen Notenbankpräsidenten Jerome Powell. 🤠

    Und just dieser „Jeromy“ ist mit seiner Auftaktrede auch schon der Spielverderber der Märkte: Die US-Notenbanker agieren mit äußerster Vorsicht, was weitere Zinserhöhungen anbelangt, sind andererseits aber fest entschlossen alles dafür zu tun, dass das (Leit-)Zinsniveau hoch genug ist um zur 2%-Inflationszielmarke zurückkehren zu können. 🤔

    Frei nach dem Motto: „Nichts Genaues weiß man nicht“.

    In der Tat schlagen sich unsere amerikanischen Freunde bei der Bekämpfung der Inflation auch besser als wir Europäer.

    Während sich in Europa die Wirtschaft deutlich abschwächt und Deutschland in eine Rezession rutschen könnte, sind die Bremsspuren in den USA weniger stark. Zuletzt lag die Inflationsrate dort sogar bei 3,2 Prozent – also nahe des Zwei-Prozent-Ziels. 🤠

    Die USA haben sogar eine reelle Chance eine sogenannte „weiche Landung“ (Soft-Landing) hinzulegen, also eine Inflationssenkung auf die gewünschte Zielmarke ohne Eintrübung der Wirtschaftsleistung. Dieser Zug ist in Europa bzw. zumindest in Deutschland, wohl schon abgefahren. 🚂

    BRICS Gipfel – Doch so schnell keine Gold-Währung?

    Der Gipfel der aufstrebenden BRICS-Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika fand vom 22. bis 24. August in Johannesburg statt.

    Südafrikas Präsident Ramaphosa konnte aufatmen, da Putin schon im Vorfeld seine Teilnahme am Treffen abgesagt hatte. Da gegen Putin ein Haftbefehl des internationalen Strafgerichts vorliegt, wäre Südafrika im Falle einer Einreise Putins in ein Dilemma geraten. Putin verhaften und sich den Groll der Russen zuziehen oder Putin unbehelligt zu lassen und die Westmächte, allen voran die USA, verärgern.

    Nachdem sich diese Frage nicht mehr gestellt hat, konnte man sich wieder auf ein anderes, mit Spannung erwartetes Thema des BRICS-Gipfels konzentrieren, nämlich der allfälligen Lancierung einer neuen Handelswährung, samt einer damit verbundenen Road Map.

    Diese neue Geldeinheit soll durch Gold, Silber, Rohstoffe und auch seltene Erden gedeckt werden. Der Staatenbund will damit den internationalen Handel erleichtern und zugleich unabhängiger vom US-Dollar als Leitwährung werden.

    Zur Einordnung: Über 40% der Weltbevölkerung leben in den fünf BRICS-Ländern. Während der Anteil der G7-Staaten am Weltbruttosozialprodukt von rd. 50% auf aktuell 30% geschrumpft ist, erhöhte es sich bei den BRICS-Staaten von rd. 10% auf mehr als 30% im Jahr 2022.

    Doch letzten Endes kam es doch nicht zur Verkündung der mit Spannung erwarteten neuen Handelswährung. Die BRICS-Mitglieder haben sich zwar darauf geeinigt, die Abhängigkeit vom US-Dollar verringern zu wollen, dies soll aber vordergründig durch die Förderung der direkten Verwendung ihrer eigenen Währungen gelingen.

    Tatsächlich schwindet der Einfluss des US-Dollars im internationalen Zahlungsverkehr und bei den globalen Notenbankreserven, allerdings von einem sehr hohen Niveau kommend.

    Ein Paukenschlag beim BRICS-Gipfel war jedenfalls, dass die Länder Saudi-Arabien, Argentinien, Ägypten, Äthiopien, der Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate ab 1. Jänner 2024 Vollmitglieder des BRICS-Block werden.

    Insbesondere Saudi-Arabien wendet sich mit dieser Aktion von den USA ab. Saudi-Arabien war schließlich in den 70er Jahren der bedeutende Auslöser für die wesentliche Rolle des US-Dollars als internationale Handelswährung. Als US-Präsident Richard Nixon 1971 die Goldbindung des US-Dollars aufhob, trat 1973 an die Stelle des Gold-Standards der Petrodollar, der den Aufstieg des Dollars zur internationalen Leitwährung begründete.

    Die USA schlossen einen Deal mit Saudi-Arabien – dem damals größten Ölproduzenten. Gegen Waffenhilfe verpflichtete sich das Königreich, Erdöl nur noch gegen US-Dollar zu verkaufen (die die Scheichs in US-Staatsanleihen reinvestierten). Andere erdölexportierende Länder übernahmen das System. Aus der Gewohnheit wurde Zweckmäßigkeit. Doch das könnte sich bald wieder ändern.

     

     

    Reaktion

    Börsenhaiden-Portfolio

    Im Berichtszeitraum wurden im Börsenhaiden-Portfolio keine Änderungen in der Asset-Allocation vorgenommen.

    Die Performance, nach Spesen und Gebühren, beläuft sich seit Ende Mai auf +0,66% und hat sich gegenüber dem Vormonat kaum geändert (rd. +0,80%).

    Bei den Einzelinvestments gab es jedoch teilweise größere Kursbewegungen.

    Während das Investment in europäische Staats- und Unternehmensanleihen, in Gold sowie in Dividenden-Aktien de facto unverändert blieb, kam es bei folgenden Veranlagungen zu diesen Kursänderungen:

    Emerging Markets aktuell +3% Vormonat +6%

    Oil & Gas Exploration aktuell +12% Vormonat +8%

    Krypto Assets aktuell -10% Vormonat -3%

    Short Nasdaq 100 aktuell -4% Vormonat -16%

    Insbesondere die Kryptos und Tech Werte wurden also im August abgestraft, was sich im Falle der Tech-Werte ob der Short Position im Börsenhaiden Portfolio positiv auswirkte.

    Auf die Gründe dieser Kursabschläge werde ich noch später eingehen.

    Bevor wir uns das Benchmark-Portfolio anschauen, möchte ich vorab noch einmal kurz die Parameter erläutern.

    Benchmark-Portfolio

    Im Berichtszeitraum wurden im Benchmark-Portfolio entsprechend der Handelssignale folgende Änderungen vorgenommen:

    Verkauf Aktien Schwellenländer

    Kauf Rohstoffe

    Die Performance ist von +3,6% auf 1,5% gefallen. Dieser Umstand ist insbesondere den An- und Verkaufs-Wertpapier und Devisenspesen geschuldet.

    Obwohl der MSCI Emerging Markets ETF seit Kauf einen Kursanstieg verzeichnen konnte, blieb nach Spesen und Gewinnsteuerabzug nicht viel übrig. Ein Tatsache, die leider auch sehr praxisrelevant ist.

      Marktausblick

      DIE bedeutendsten Ereignisse im September sind freilich die Zinssitzungen der EZB am Donnerstag, 14. September, und der Fed am Mittwoch, 20. September. 🏦

      Im Fall der EZB schätzt ein Großteil der Experten eine Zinsanhebung um 25bp auf 4,50%, bei der Fed geht man von einer unveränderten Zinsspanne von 5,25% – 5,50% aus. 🤔

      Interessant wird auch die Begleitmusik sein, also die Pressekonferenzen mit eher „hawkishen“ (falkenhafte oder auf eine straffe Geldpolitik hinweisende) 🦅 oder „dovish“ (taubenhafte oder auf eine lockere Geldpolitik hinweisende) 🕊️Aussagen.

      Statistisch gesehen sind der August und der September die schwächsten Börsenmonate, frei nach dem Motto: „Sell in may and go away, but remember, to come back in September“. 🤓

      Diese Börsensweisheiten sind freilich auch nicht immer gute Ratgeber, gewisse Saisonalitäten haben aber doch eine statistische Signifikanz.

      Wie jedes Monat in der jüngsten Vergangenheit, haben auch diesmal wieder die Erzeugerpreise (Vorlaufindikatoren für die Konsumentenpreise), die Verbraucherpreise sowie die Konjunkturdaten (z. B. ZEW-Index, ein Konjunkturindex aus Deutschland) einen hohen Stellenwert. 💪

      Interessant werden auch die BIP-Daten der Japaner am Freitag, 8. September. Lt. vorläufigen Daten, welche Mitte August veröffentlicht wurden, stieg das Bruttoinlandsprodukt zwischen April und Juni auf das Jahr hochgerechnet um 6,0 Prozent. 🏯

      Dazu trugen starke Autoexporte und eine Erholung des Tourismus von der Corona-Pandemie bei. Ein unerwarteter Rückgang des Privatkonsums trübt jedoch die Aussichten.

      Also: Wachsam bleiben und gegebenenfalls in Schwächephasen nachkaufen! 📉à 📈 

      Damit sind wir auch schon am Ende des Digitalen Börsenbriefs angelangt.

      Nach einem aufregender als erwarteten August, dürfte es im September in dieser Tonart weitergehen.

      Insbesondere im Bereich der amerikanischen Tech-Aktien wird es interessant werden, ob der KI-Hype und damit die Kursanstiege wieder anspringen. Auch wenn KI-Lösungen das Potenzial haben, sich im öffentlichen Leben durchzusetzen, in der Vergangenheit war es jedoch immer so, dass ähnliche Hypes implodierten, bevor es zu einer breiten Akzeptanz kam.

      „Das war bei der Erfindung der Dampfmaschine, am Beginn des Eisenbahnzeitalters oder zur Jahrtausendwende bei der Internetblase so“ gab der Veranlagungsexperte David Wehner vom Vermögensverwalter Do Investment in einem Interview mit der „Welt“ zu bedenken.

      Stattdessen könnten sich Anleihen lohnen. Bei Unternehmen mit guter Bonität und einer Laufzeit von 5 Jahren sind 5 bis 5,5% Renditen drin. Das liegt über den mittel- bis langfristigen Inflationserwartungen und entspricht auch in etwa der Höhe der erwarteten Aktienrenditen.

      Aktien sind daher, zumindest in der kurzen Frist, nicht mehr alternativlos.

      Aber dazu mehr im nächsten Digitalen Börsenbrief.

      Euch bis dahin noch eine schöne Zeit und hoffentlich bis bald!

       

      Euer Börsenhaiden

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