Digitaler Börsenbrief August 2023
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Digitaler Börsenbrief

Der Börsenhaiden August 2023

Liebe Börsen- und Wirtschaftsinteressierte,

herzlich Willkommen bei der 4. Ausgabe des digitalen Börsenbriefs.

Beginnen wir traditionsgemäß mit dem Marktausblick.

Bestandsaufnahme

Gegenüber dem Vormonat konnten die meisten Asset-Klassen leicht zulegen. Einzig die Kryptowährungen sind leichtgefallen bzw. befinden sich nach wie vor in einem Seitwärtstrend.

Der US-Dollar hat gegenüber dem EUR leicht an Boden verloren, was u. a. auch damit zu begründen ist, dass die USA ein höheres Zinsniveau aufweisen und der Markt, bei stärker sinkenden Inflationsdaten als im Euroraum, von einer schnelleren Zinssenkung ausgeht. Einfach übersetzt: Die Zinsdifferenz zwischen den USA und Europa wird tendenziell kleiner, daher wird der Euro gegenüber dem US-Dollar stärker.

Die Aktienmärkte halten sich trotz einer eher schlechten Gemengelage, wie Rezessionsängste, nach wie hohe Inflation, verschärfte Kreditkonditionen und sinkende Geldmenge, also weniger Liquidität für Aktienkäufe, nach wie vor erstaunlich gut.

Aber dazu später noch mehr.

U

Analyse

    Was hat sich im vergangenen Monat getan?

    Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat den Leitzins erwartungsgemäß um 25 bp auf eine Spanne von 5,25% bis 5,50% angehoben.

    Es handelte sich hierbei um die elfte Erhöhung seit März 2022.

    Da sich die Inflationsdaten in den USA schon spürbar abgeschwächt haben, im Juni lagen sie bei 3% über dem Vorjahresmonat, werden zunehmend Stimmen lauter, dass die Fed die Zinsen zu stark angehoben hat und damit die wirtschaftliche Entwicklung abwürgen könnte.

    Dazu muss man wissen, dass die Zinsschritte der Notenbanken erst mit einiger Verzögerung ihre Wirkung zeigen, Experten sprechen von 12 – 18 Monaten.

    Diesen Balanceakt zwischen Bekämpfung der Inflation ohne dabei das Wirtschaftswachstum zu schädigen ist derzeit die große Herausforderung für die Zentralbanken.

    Auch die EZB hat ihren Leitzins von 4,0% auf 4,25% erhöht. Der für Sparer wichtige Einlagenzins ist auf 3,75% gestiegen.

    Die Bank of England erhöhte den Leitzins ebenfalls um 25bp auf 5,25%. Die Inflation ist im Vereinigten Königreich zwar im Juli zurückgegangen, lag mit einer Jahresinflationsrate von 7,9% jedoch noch deutlich über dem Inflationsniveau der Eurozone, welches im Juli bei 5,3% lag.

    In Miami, Florida, hat kürzlich die sogenannte Mining Disrupt Konferenz stattgefunden. Diese alljährliche Veranstaltung zieht das „Who is Who“ der Mining-Branche digitaler Assets an.

    Frank Holmes hat in einem Investing.com Artikel seine Eindrücke über die weltweit größte Bitcoin Mining Expo (Eigendefinition) festgehalten. 

    Diesbezüglich hat ihn besonders der unbeirrte Optimismus der Bitcoin-Community trotz anhaltender Bitcoin-Baisse beeindruckt.

    Die Konferenz fiel mit einem bedeutenden Meilenstein für Bitcoin zusammen: dem erfolgreichen Mining des 800.000sten Blocks. Dieser Meilenstein ist ein Vorgeschmack auf das bevorstehende vierte Bitcoin-Halving, das mit dem Mining des Blocks 840.000 in weniger als neun Monaten stattfinden soll. Der Halving-Prozess, der etwa alle vier Jahre stattfindet, halbiert die Belohnungen für Bitcoin-Miner, wodurch das neue Angebot begrenzt wird und Knappheit entsteht.

    In der Vergangenheit hat jeder neue Zyklus ein neues Kursfeuerwerk ausgelöst.

    Charttechnisch befindet sich der Bitcoin seit über einem Monat in einer Seitwärtsbewegung, bei der sich der Kurs in einer Bandbreite zwischen 29.500 und 31.500 Dollar bewegt.

    Neben dem Bitcoin-Halving Event gibt es auch noch einen anderen Indikator, der auf baldige Kursanstiege hoffen lässt. Laut Daten des Analysehauses Glassnode stieg der Anteil der Langzeitinvestoren seit Ende 2022 stark an und beläuft sich aktuell auf rd. 55% an der Gesamtzahl aller umlaufenden Coins. Dadurch verringert sich die Zahl des kurzfristig verfügbaren Angebots. Diese Angebotsverknappung wird sich beim Bitcoin-Halving noch verschärfen.

    Gute Aussichten also für den Crypto Basket ETP im Börsenhaidenportfolio.

    In der chinesischen Wirtschaft läuft´s momentan auch nicht so rund, wie man sich nach Aufhebung der Corona-Lockdowns erhofft hatte.  

    Die Stimmung in den Chefetagen in kleineren und mittleren sowie nicht staatlich dominierten chinesischen Industrieunternehmen hat sich im Juli überraschend stark eingetrübt.

    Der Caixin-Einkaufsmanagerindex für das herstellende Gewerbe fiel im Juli auf 49,2 Punkte. Unterhalb der Marke von 50 Punkten ist von einer Verringerung der Industrieaktivitäten auszugehen, darüber von einer Steigerung.

    Nach einem starken Jahresauftakt scheint die Euphorie in der chinesischen Wirtschaft verflogen zu sein. Die exportgetriebene chinesische Wirtschaft leidet unter der schwachen globalen Nachfrage, dem kriselnden Immobilienmarkt sowie einem anhaltend schwachen Binnenkonsum. Hinzu kommen die geopolitischen Spannungen mit den USA, die China mit Technologiesanktionen belegt haben.

    Die amerikanische Ratingagentur Fitch hat die Kreditwürdigkeit der USA herabgestuft. Das langfristige Emittenten-Ausfallrating wurde von der Bestnote „AAA“ auf „AA+“ gesenkt.

    Das ist immer noch ein sehr gutes Bonitäts-Rating, allerdings auch ein Schuss vor den Bug der mächtigsten und wirtschaftsstärksten Nation der Welt.

    Auch wenn die US-Finanzministerin Janet Yellen die Entscheidung als „willkürlich“ und der CEO einer der größten US-Investmentbanken JPMorgan, Jamie Dimon, sogar als „lächerlich“ bezeichnete, die Fassade bröckelt.

    Die jüngste Anhebung der Schuldenobergrenze und damit Abwehr einer drohenden Zahlungsunfähigkeit der US-Regierung, kann nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass die USA in den letzten 50 Jahren erst 5-mal (!) einen Budgetüberschuss erwirtschaftet hat. Das Budgetdefizit betrug im Fiskaljahr 2022 1,38 Billionen USD, mittlerweile beläuft es sich, Stand Juni, auf fast 925 Mrd. USD. Die Staatsverschuldung liegt bei rd. 32,5 Billionen US-Dollar, was einen Verschuldungsgrad von rd. 120% des Bruttoinlandsprodukt (BIP) entspricht.

    Ein permanentes Leben auf Pump funktioniert auf Dauer nicht einmal für den „Lider Máximo“ der Industrieländer.

    Hier sehen wir einen Überblick der verschiedenen Bonitätsstufen der einzelnen Rating-Agenturen. Die Beste Bonitätsstufe ist immer Tripple A, gute Bonitätsstufen reichen bis in den dunkelbraunen Bereich, man spricht diesbezüglich auch vom Investment-Grade-Rating. Bei den darunter liegenden Ratings handelt es sich um spekulative, sogenannte Non-Investment-Grade, Investments.

    Reaktion

    Börsenhaiden-Portfolio

    Die Performance, nach Spesen und Gebühren, beträgt seit Ende Mai rd. 0,80%.

    Leichte Rückschläge gab es bei dem Krypto-Basket ETP zu verzeichnen, im Angesicht der Schwankungsbreite von Krypto-Währungen und deren Kurspotential jedoch vernachlässigbar.

    Die Short-Position auf den Nasdaq 100, also eine Absicherung auf zu heiß gelaufene Kursgewinne von Tech-Aktien, schlägt sich aktuell mit rd. -16% zu Buche.

    Ich behalte die Short-Position trotzdem, weil ich nach wie vor der Meinung bin, dass insbesondere US-Tech-Werte zu teuer sind. Diese Divergenz zwischen (Tech-)Aktienhype und eigentlich schlechtem Marktumfeld kann freilich noch längere Zeit anhalten. Daher sehe ich diese Position als partiellen Hedge von übertrieben gehypten Aktienmärkten.

    Benchmark-Portfolio

    Kommen wir jetzt zum Benchmark, also Vergleichs-, Portfolio.

    Zur Erinnerung: Als Messlatte, habe ich eine Strategie aufgesetzt, die sich am Investmentansatz von Meb Faber orientiert.

    Megan „Meb“ T. Faber ist ein US-Vermögensverwalter, der in seiner wissenschaftlichen Arbeit, „Ein quantitativer Ansatz zur Portfolio-Strukturierung“, die Anlagestrategie der Portfolio Manager von Harvard und Yale untersuchte.

    Zur Umsetzung seiner Strategie verwendet Faber 5 Marktgruppen, US-Aktien, Aktien Welt ohne USA, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe. In jede Anlageklasse darf maximal 20% des Gesamtportfolios investiert werden.

    Investiert wird nur in ETFs, deren Kurs über der 200-Tages Linie liegt (genau genommen verwendet Faber den 10-Monatsdurchschnitt, die beiden Linien liegen aber so eng beieinander, dass der Unterschied nicht relevant ist). Das muss nicht täglich überprüft werden, sondern ist auf Monatsbasis ausreichend.

    In der Tat hat sich dieses Portfolio seit Ende Mai mit rd. +3,6% recht ordentlich entwickelt. Von den 5 Marktgruppen wird derzeit nur in 2 investiert: Aktien USA, Aktien Europa und Aktien Schwellenländer, diese werden als eine Asset-Klasse angesehen. In Immobilien, Rohstoffe und Anleihen wird derzeit nicht investiert, weshalb der Cash-Anteil mit rd. 39% sehr hoch ist.

      Marktausblick

      Saisonbedingt sind die relevanten Wirtschaftsdaten im August eher dünn gesät. Freilich, bei schwachem Börsen-Handel kann es immer wieder zu Übertreibungen in die eine wie in die andere Richtung geben. Ein nachhaltiger Trend entwickelt sich in den Sommermonaten jedenfalls in den seltensten Fällen.  

      Augenmerk gilt es v. a. auf die (US-)Arbeitsmarktdaten und die Entwicklung der Verbraucherpreise zu legen.

      Diesbezüglich sind auch die Erzeugerpreise, als Vorlaufindikatoren für die Verbraucherpreise, von Bedeutung.

      Die Konjunkturerwartungen der Industrie, z. B. in Form des ZEW-Konjunktur-Index in Deutschland, sind ebenfalls ein wichtiger Indikator, spiegeln sie doch die Einschätzung der aktuellen und zukünftigen Lage der Wirtschaftskapitäne wider.

       

      Damit sind wir auch schon am Ende des Digitalen Börsenbriefs angelangt.

      Nach einem aufregenden und ereignisreichen Juli, dürfte der August auch datenbedingt ruhiger verlaufen. Im September stehen dann wieder die Notenbanksitzungen der Fed und der EZB an.

      Aber dazu mehr im nächsten Digitalen Börsenbrief.

      Euch bis dahin noch eine schöne Zeit und hoffentlich bis bald!

       

      Euer Börsenhaiden

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