Digitaler Börsenbrief November 2023
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Digitaler Börsenbrief

Der Börsenhaiden NOVEMBER 2023

Kommt sie oder kommt sie nicht?

Damit meine ich natürlich die Jahresendrally auf den Aktienmärkten.

Saisonalitäten, also die statistisch gesehen stärkeren Börsenmonate im 4. Quartal, der überverkaufte Status vieler Aktien anhand der technischen Analyse, sowie die traditionell anziehenden Aktienmärkte vor und in einem US-Wahljahr, sprechen dafür. 

Anderseits befinden wir uns in einer sehr schwierigen Gemengelage: 

  • Der schreckliche Nahost-Konflikt als geopolitische Unwägbarkeit
  • Das anhaltend hohe Zinsniveau bei gleichzeitig steigendem Schuldenstand der Staaten
  • Die nach wie vor hohe Inflation und
  • Das Schreckgespenst einer drohenden Rezession.

Meiner Meinung nach wird das negative Marktumfeld zu erdrückend für eine Jahresendrally sein.

Die Auswirkungen der Zinserhöhungen kommen erst jetzt so richtig in der Wirtschaft an und zahlreiche Unternehmen leiden stark unter ihrer zunehmend teuer werdenden Schuldenlast und rückläufiger Aufträge.

Aber schön der Reihe nach.

Beginnen wir wie immer mit der Bestandaufnahme und dem Marktüberblick!

Bestandsaufnahme

Da sich der Börsenhaiden den ganzen September in Australien aufgehalten hat, liegt der letzte Marktausblick schon 2 Monate zurück. Welche Veränderungen hat es gegenüber der der letzten Berichtsperiode gegeben?

Insbesondere die Krypto-Währungen, allen voran Bitcoin, haben eine Rally hingelegt. Bitcoin (BTC) hat sich seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt, Etherum (ETH) liegt year-to-date (ytd) mit über 50% in Plus.

Die Aktienmärkte haben gegenüber Ende August durch die Bank verloren, trotzdem liegen z. B. der DAX, der Euro-Stoxx 50 und der S&P 500 seit Jahresanfang im positiven Performance-Bereich.

Da der USD gegenüber dem Euro weiter angezogen hat und mittlerweile auf rd. 1,06 steht, haben sich Veranlagungen in USD denominierte Veranlagungsinstrumente in EUR gerechnet dementsprechend positiver entwickelt.

Des Weiteren sind die Zinsen gestiegen, wobei der Anstieg am langen Ende der Zinskurve, also 10 Jahre +, am höchsten war.

In den USA erhält man aus aktueller Sicht, bei der Rendite einer 10-jährigen Staatsanleihe von rd. 5% und einer Inflationsrate von 3,7% im September, wieder positive Realzinsen.

 

U

Analyse

    Was hat sich im vergangenen Monat getan?

    Ein Thema beherrscht derzeit alles…

    ….die Rede ist natürlich vom Nahostkonflikt. Da es sich beim Börsenhaiden um eine Börsen- und Wirtschaftsplattform handelt, möchte ich mich zu den Geschehnissen rein aus wirtschaftlicher Sicht äußern. Nichts desto trotz möchte ich an meiner Gesinnung keinen Zweifel lassen, nämlich dass brutaler Terrorismus in seiner abscheulichsten Form niemals ein Mittel zum Zweck sein und zum Erfolg führen kann.

    Aus wirtschaftlicher Sicht kann ich jedenfalls nur konstatieren, dass eine Eskalation des Nahost-Konflikts, also zum Beispiel eine Ausweitung der Kriegshandlungen auf den Iran oder Saudi-Arabien, die Ölpreise, Inflation und Zinsen steigen lassen würden.

    In derart unsicheren Zeiten werden Anleger jedenfalls nach besonders krisenfesten Veranlagungsformen suchen.

    Marktumfeld – Klassifizierung

    Abgesehen von den jüngsten geopolitischen Unsicherheiten, hat sich am Marktumfeld in den letzten Monaten kaum etwas geändert.

    Jene Folie zur Einschätzung der Marktlage, welche ich auch im ersten digitalen Börsenbrief im Mai dieses Jahres gezeigt habe, hat nach wie vor Gültigkeit. Die vorausschauenden Wirtschaftsindikatoren liefern in der Mehrheit eine Sturmwarnung, die Geldmarktpolitik ist, zumindest in der „westlichen“ Welt, nach wie vor restriktiv und entzieht dem Kapitalmarkt Liquidität.

    USA – Shutdown abgewendet – wie geht´s weiter?

    Anfang Oktober konnte ein „Shutdown“ der US-Regierung aufgrund der wiederholten Überschreitung der Schuldenobergrenze abgewendet werden.

    Die Regierungsgeschäfte können damit für die kommenden 45 Tage weitergeführt werden und viele Staatsbedienstete werden nicht zum unbezahlten Spazierengehen verdammt.

    Die Historie der Government-Shutdowns wird in dieser Grafik von Katherine Buchholz von Statista sehr plakativ dargestellt, welche ich in einem Artikel von Lance Roberts auf Investing.com entdeckt habe.

    Tatsächlich haben solche Shutdowns eine lange Geschichte, die bis in die 1970er Jahre zurückreicht.

    Wieviel Schulden können sich die USA leisten?

    Tatsächlich arbeitet die amerikanische Regierung seit 2008 ohne Haushaltsplan.

    Statt jedes Jahr einen Haushalt zu verabschieden, werden sogenannte „Continuing Resolutions“ zur Finanzierung der Ausgaben verabschiedet. Das Problem bei der Nutzung der „Continuing Resolutions“ ist, dass die bisherigen Ausgaben als Grundlage genommen und um 8 % erhöht werden. So sind die Schulden seit 2008 geradezu explodiert, weil die Ausgaben jährlich steigen.

    Die Börsen sind gefallen. Soll ich jetzt einsteigen?

    Die Antwort lautet: Nein! Zumindest was die Übergewichtung von Wachstumsaktien betrifft.

    Beim hier grafisch dargestellten Shiller-Kurs-Gewinn-Verhältnis wird der inflationsbereinigte durchschnittliche Unternehmensgewinn der letzten zehn Jahre ermittelt und auf das aktuelle Kursniveau bezogen.

    Somit ist das Shiller-KGV ein viel besserer Indikator als das normale Kurs-Gewinn-Verhältnis, welches zum kurzfristigen Betrachtungszeitpunkt verzerrt dargestellt werden kann. Zum Beispiel weil manche Unternehmensgewinne einmalig und nicht nachhaltig erzielbar sind oder weil ein niedriges KGV nur aufgrund vorheriger Kursverluste der Aktie resultiert.

    Die Lehre des antizyklischen Investierens bestimmt daher einfach gesagt den fairen Wert (Fair Value) der einzelnen Veranlagungsinstrumente und nützt deren Abweichung sowohl bei Kursüber- als auch -untertreibungen.

    Neben dieser strategischen Ausrichtung gibt es auch noch kurzfristige taktische Mittel, die sogenannte taktische Asset-Allokation.

    Der deutsche Börsenexperte Peter E. Huber hat in einer Langfriststudie, welche bis in das Jahr 1880 zurückreicht, ermittelt, dass der Mittelwert des Fair Values bei einem durchschnittlichen Kurs-Buchwert-Verhältnis bei rund 2 und einem Shiller-KGV von knapp 20 liegt.

    Anhand von sogenannten Bewertungskorridoren werden dann die Investitionsquoten in Aktien erhöht oder abgebaut.

    Versteilung der Zinskurve – diesmal vom langen Ende?

    Wie schon im letzten Digitalen Börsenbrief erwähnt, erscheint derzeit auch ein Investment in ausgewählte Anleihen lukrativ.

    Bis Jahresende sollte man in kurzlaufende, in EUR denominierte, Unternehmensanleihen investiert sein.

    Nach Umkehr einer inversen Zinskurve, also die kurz laufenden Anleiherenditen liegen über den langlaufenden Anleiherenditen, zeigt die Versteilung der Zinskurve, also die länger laufenden Anleiherenditen steigen gegenüber den kurz laufenden Anleiherenditen, zumeist den Beginn einer Rezession an.

    In so einer Konstellation kann sich das Investment in länger laufende (Staats-)Anleihen lohnen. In einem Szenario fallender Kapitalmarktzinsen können neben den laufenden Kupon-Zahlungen auch noch satte Kursgewinne ein gestreift werden.

    Diesbezüglich sollte man aber einen günstigen Einstiegszeitpunkt abwarten, der wahrscheinlich erst im nächsten Jahr kommen wird. Derzeit entsprechen die amerikanischen Leitzinsen in etwa der Rendite einer 10-jährigen US-Staatsanleihe.

    Eine ähnliche Konstellation hatte man auch im Jahr 2001. Allerdings stieg damals die 10-jährige Anleiherendite noch weit über 5%.

    Bei steigendem Verschuldungsgrad der USA verlangen die Investoren auch höhere Renditen, zumal sich der „Globale Süden“ zunehmend von US-Staatsanleihen und USD-Reserven trennt.

    Zur Einordnung: Über 40% der Weltbevölkerung leben in den fünf BRICS-Ländern. Während der Anteil der G7-Staaten am Weltbruttosozialprodukt von rd. 50% auf aktuell 30% geschrumpft ist, erhöhte es sich bei den BRICS-Staaten von rd. 10% auf mehr als 30% im Jahr 2022.

    Die USA werden in den kommenden 10-Jahren nicht pleitegehen, eine höhere Risikoprämie sollte aber gerechtfertigt sein und abgewartet werden.

    Bitcoin – Kommt der BTC-Spot-ETF?

    Die Hoffnung auf die Genehmigung eines Bitcoin-Spot-ETF versetzte die Krypto-Community in pures Verzücken, auch wenn es sich bei der Schlagzeile, dass die Genehmigung für den Blackrock-ETF von der amerikanischen Aufsichtsbehörde SEC erfolgt sei, um eine Falschmeldung handelte.

    Anyway, auch wenn es sich nur um eine Spekulationen über eine ETF-Genehmigung handelte, führte dies im Oktober immerhin zu einem Kursanstieg von rd. 30%.

    Die Reaktion auf die Falschmeldung war nur ein Vorgeschmack darauf, was passieren könnte, wenn die SEC die Anträge von Blackrock, Grayscal, Fidelity & Co genehmigen würde.

    Bei einer Genehmigung könnte es noch einmal zu einem Kursanstieg kommen, der den Kurs auf 40.000 USD oder sogar etwas darüber heben könnte.

    Im Börsenhaiden-Portfolio werden die Krypto-Währungen jedenfalls weiterhin einen Platz finden😉

    Reaktion

    Börsenhaiden-Portfolio

    Im Berichtszeitraum wurden im Börsenhaiden-Portfolio keine Änderungen in der Asset-Allocation vorgenommen.

    Die Performance, nach Spesen und Gebühren, beläuft sich seit Ende Mai auf rd. 2,7% und hat gegenüber August zulegen können.

    Insbesondere Krypto-Währungen und Rohstoffe haben im Berichtszeitraum gut performt. Der 21Shares Crypto Basket und der IShares Oil & Gas Exploration ETF liegen seit Portfolio-Start im Mai dieses Jahres mit 7% bzw. 4% im Plus.

    Die Short-Position auf den Nasdaq-100 Index konnte, ob schwächelnder Tech-Aktien-Märkte, eine positive Performance von 28% erzielen.

    Bevor wir uns das Benchmark-Portfolio anschauen, möchte ich vorab noch einmal kurz die Parameter erläutern.

    Benchmark-Portfolio

    Im Berichtszeitraum wurden im Benchmark-Portfolio entsprechend der Handelssignale folgende Änderungen vorgenommen:

    Verkauf US-Aktien und Europäische Aktien.

    Die Performance liegt mit 0,2% seit Mai knapp im Plus. In volatilen Marktphasen kommt es beim Meb-Faber-Portfolio oft zu Fehlsignalen, die An- und Verkaufs-Spesen bei Wertpapieren und allfällige Devisenspesen verschlechtern dann die Performance noch zusätzlich.

    Jedenfalls interessant, dass das Benchmark-Portfolio derzeit nur für Rohstoffe ein Long-Signal gibt und der Rest des Portfolios in Cash veranlagt ist.

      Marktausblick

      Und schon wieder geht ein turbulentes Börsen-Monat zu Ende und die Anlegerschar wartet gespannt auf die Datenlage im November.

      Diese ist freilich vergangenheitsbezogen und wird die Einschätzung der schwierigen geopolitischen Lage aufgrund des schrecklichen Nahost-Konflikts kaum widerspiegeln.

      Nachdem die EZB am Nationalfeiertag die Leitzinsen unverändert bei 4,50% belassen hat, hat auch die Fed die Füße still gehalten und will die weitere Datenlage abwarten.

      Bei derzeit rückläufiger Inflation und steigenden bzw. auf hohem Niveau verharrenden Kapitalmarktzinsen (langfristige Zinssätze) besteht auch kein akuter Handelsbedarf.

      Spannend werden jedenfalls die Daten zur Entwicklung des Arbeitsmarktes, in den USA sind sie ja eher schwach ausgefallen, der Stimmungsindikatoren und der Wirtschaft. Nach Einschätzung des Börsenhaiden wird sich die diesbezügliche Datenlage eher eintrüben.

      Auch wenn es sich beim Börsenhaiden um eine Wirtschaftsplattform handelt, sei mir ein philosophischer Ausrutscher im Zusammenhang mit den jüngsten Kriegsgräuel im Nahen Osten verziehen: Offensichtlich hat sich seit Bestehen des Homo sapiens, immerhin 300.000 Jahre oder noch mehr, sehr wenig in Bezug auf gewaltfreie Konfliktlösung getan.

      Die ureigensten Triebverhalten finden sich übrigens auch in der Börsenwelt wieder: Angst und Gier.

      Daher lautet der Leitsatz von Börsenguru Warren Buffet auch: „Sei ängstlich, wenn die anderen gierig sind, und sei gierig, wenn die anderen ängstlich sind.“

      Damit sind wir auch schon am Ende des Digitalen Börsenbriefs angelangt.

      Dazu folgendes Fazit:

      Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen und geopolitischen Gemengelage sollte man weiterhin eine defensive Veranlagungsstrategie verfolgen.

      Zum Beispiel kurzlaufende Unternehmens-anleihen guter Bonität und Festgelder in Euro-Währung.

      Sobald die länger laufenden Staatsanleihe-renditen weiter gestiegen sind, kann man in diese veranlagen und dann bei fallenden Zinsen nicht nur vom laufenden Kupon sondern auch von Kurssteigerungen profitieren.

      Weiters empfiehlt sich eine Veranlagung in solide Qualitäts- und Dividendenaktien.

      Gold und Bitcoin sollten als alternative Asset-Klasse auch nicht fehlen.

      Ob sich diese Strategie schon im kommenden Monat bewähren wird, werden wir uns dann im Dezember anschauen.

      Euch bis dahin noch eine schöne Zeit und hoffentlich bis bald!

       

      Euer Börsenhaiden

       

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