Eine Entscheidung zwischen
Pest und Cholera

Gastkommentar

Mag. Bernhard Gottschall Unternehmer

 

Die US-Notenbank, Federal Reserve Bank

oder auch oftmals als „FED“ bezeichnet, befindet sich aktuell in einer äußerst prekären Situation. Die stetige Inflation, die Mitte 2021 ihren Ursprung findet, hat die Notenbanken dieser Welt dazu gezwungen, die Leitzinsen innerhalb kurzer Zeit stark anzuheben.

In der folgenden Abbildung ist die  Veränderung des Verbraucherpreisindex (=CPI „Consumer Price Index“) in den USA seit Mitte der 1990-er Jahre dargestellt:

Nach der Finanzkrise in den Jahren 2008/09

sah sich die US-Notenbank gezwungen, den Leitzins auf knapp über 0% (damals 0,15%) zu senken, um der Wirtschaft mit „billigem Geld“ wieder auf die Beine zu helfen. 

In der folgenden Grafik kann man den Absturz der Zinsen im Verlauf der Zeit gut erkennen – ein immer höher verschuldetes System kann langfristig keine hohen Zinsen vertragen.

Was vom ehemaligen Notenbankchef der Federal Reserve

Ben Bernanke im Jahr 2009 als kurzfristiger Eingriff in die Wirtschaft gedacht war, wurde zum wirtschaftlichen Dauerzustand, der bis 2017/18 anhielt. Im Jahr 2018 musste die Federal Reserve die Zinsen jedoch erneut senken, da die von ihr getätigten Zinsanhebungsschritte die US-Wirtschaft in Bedrängnis brachten.

Einer der wohl bekanntesten Kritiker dieser FED-Politik

ist niemand anderer als der berühmte Investor Stanley Druckenmiller. Jüngst hat er das Verhalten von Investoren in einem 0%-Zinsumfeld folgendermaßen skizziert: „At 0% interest rate people tend to do stupid things, when you have a decade of 0% interest rates, people are going to do really stupid things,…”. Mit dieser Aussage hatte Stanley Druckenmiller das Investmentverhalten sowohl von Privat- als auch Profiinvestoren angesprochen.

Sie gilt jedoch auch für die US-Regierung – die Schulden der USA (natürlich auch global) haben in der vergangene Dekade enorme Ausmaße angenommen.

Aktuell beziffert sich der Schuldenberg der US-Regierung auf knapp unter 120% des BIPs und hat somit den höchsten Stand seit der 1940-er Jahren erreicht. Die 1940-er Jahre waren geprägt von negativen Realzinsen (= Nominaler Zins abzüglich Inflation in Form des VPI), eine Maßnahme der Regierung, um Schulden durch Inflation möglichst zu verringern.

Für Investoren könnte daher ein Blick in die Geschichtsbücher interessant sein, um einen Blick darauf zu werfen, welche Assetklassen besser/schlechter performten. In der folgenden Grafik ist die Verschuldung der US-Regierung im Verhältnis zum BIP seit 1939 zu sehen:

Aufgrund der aktuell hohen Verschuldung der USA

und der sehr schnell gestiegenen Zinsen, ist das Ausmaß der Zinszahlungen bereits heute vergleichbar mit den gesamten Jahresausgaben für das US-Militär.
In der folgenden Grafik werden in blau die Zinszahlungen der US-Regierung und in rot die Militärausgaben für das Jahr 2023 angeführt:

Zum Abschluss dieser Themenreihe

über das gegenwärtige Schlamassel der FED, findet ihr anbei die aktuelle Verschuldung der USA in absoluten Zahlen:

Der immense Schuldenstand von rund 31 Billionen US-Dollar (31.000.000.000.000 $) ist der Grund, weshalb die Federal Reserve in der Zwickmühle steckt. Aufgrund der Höhe der Schulden ist die Bedienung ebendieser langfristig nicht möglich. Würde die FED jedoch die Zinsen senken, um die Zinszahlungen somit zu senken, würde die Inflation weiter steigen. Die US-Notenbank hat daher eine unmögliche Entscheidung zwischen „Pest und Cholera“ zu treffen.